HAUS-KINO | 2. EDITION

Organisiert von mehreren Goethe-Instituten in Südamerika und dem Goethe-Zentrum in Paraguay wurde im ersten Jahr 2021 monatlich ein Dokumentar- und ein Spielfilm sowie eine Debatte zum gleichen Thema präsentiert | HAUS-KINO 2021.

Im Jahr 2022 zeigt eine erweiterte Gruppe von Organisator:innen einen Dokumentarfilm und einen themengleichen Spielfilm. Organisiert von den Goethe-Instituten in Argentinien, Uruguay, Chile, Peru, Kolumbien und Venezuela und dem Goethe-Zentrum in Paraguay werden jeden Monat ein Dokumentar- und ein Spielfilm zum gleichen Thema gezeigt. Eine einmalige Gelegenheit, zeitgenössische Autorenfilme kennenzulernen, aber auch Klassiker des deutschen Kinos neu zu entdecken. Gezeigt werden u.a. Filme von Tatjana Turanskyj, Monika Treut, Heinz Emigholz, Janna Ji Wonders und Johannes Maria Schmidt.

An jedem dritten und vierten Donnerstag im Monat ist ein neuer Film mit spanischen Untertiteln kostenlos auf der Plattform Goethe-on-Demand verfügbar. Nach der Reservierung im genannten Zeitraum steht der Film 48 Stunden zur Verfügung.

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NOVEMBER: FURCHT UND ZUVERSICHT

Der Fall der Berliner Mauer war zweifellos eines der bedeutendsten Ereignisse des 20. Jahrhunderts. Ein Triumph der Bürgerbeteiligung. Doch trotz der anfänglichen Euphorie nahm die Zuversicht in den folgenden Jahren immer mehr ab. Das Versprechen einer besseren Zukunft für alle, und besonders für die Ostdeutschen, blieb eben das, ein Versprechen, das sich im Laufe der Zeit verflüchtigte. Durch die Logik des Kapitalismus und der Konsumgesellschaft wurden viele Menschen ausgegrenzt. Kleine Städte im Osten ohne Wachstumsperspektiven waren zum Ausschluss aus dem System verurteilt und ihre Einwohner, die in der DDR geboren und aufgewachsen waren, mussten alles neu lernen. Wer sich schnell anpassen konnte, vor allem junge Menschen, machte sich auf die Suche nach beruflichen, wirtschaftlichen und sozialen Möglichkeiten in den großen Metropolen der ehemaligen Bundesrepublik. Die beiden Filme Freies Land von Christian Alvart und Deutschlandreise von Wolfgang Ettlich, die den diesjährigen Zyklus von Haus-Kino abschließen, thematisieren diese historische Zeit der Wiedervereinigung und die darauf folgende Ernüchterung, die sich im Alltag ihrer Bewohner ausbreitete.

Freies Land

129 Min. | 2019 | Farbe
Regie: Christian Alvart

Kostenlos | mit spanischsprachigem Untertitel

Donnerstag, 17. November, bis Sonntag, 20. November. Nach der Reservierung im genannten Zeitraum steht der Film 48 Stunden zur Verfügung.

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SYNOPSIS
Winter 1992, irgendwo in den maroden Weiten Nordostdeutschlands: Zwei Ermittler – einer aus dem Westen, einer aus dem Osten – sollen den Mord an zwei Mädchen aufklären und landen immer tiefer im Sumpf des einstmals geteilten Deutschlands; ein Thriller mit Geschichtsbewusstsein.

Von den durch Helmut Kohl versprochenen blühenden Landschaften ist wenig zu sehen, in der einsamen Gegend in Nordostdeutschland, in die es die beiden Ermittler Bach und Stein verschlägt. Zwei Mädchen sind verschwunden und man munkelt, sie hätten sich einfach in den Westen abgesetzt; aber so richtig glaubwürdig klingt das alles nicht. Bald darauf werden zwei übel zugerichtete Leichen gefunden und es stellt sich heraus, dass es nicht die ersten jungen Frauen aus dem Dorf waren, die spurlos verschwunden sind. Immer tiefer dringen die ungleichen Ermittler in das Lügengeflecht der Einheimischen ein: Bach, der schon in der DDR Teil des Exekutivapparats gewesen war und dessen schwierige Vergangenheit nach und nach ans Licht kommt; Stein hingegen, emotional deutlich labiler als sein mit allen Wassern gewaschener Kompagnon, kommt aus der fremd und weit weg erscheinenden Großstadt Hamburg in ein Land mit eigenen Gesetzen. Regisseur Christian Alvart gelingt ein nachdenklich machendes und spannendes Genrekino mit Geschichtsbewusstsein.

PRESSESTIMMEN
„Selten hat man im deutschen Kino eine solche Farbpalette gesehen, zugleich prächtig und fahl, winterlich kalt und doch von starken Kontrasten durchpulst. Das Zeitalter der unendlichen Datenmengen macht sich ein künstlich intensiviertes Bild vom Zeitalter der Lichtchemie. Das ist aber nur der technische Aspekt eines noch viel spannenderen Transfers, den Christian Alvart mit Freies Land vornahm. (…) Freies Land ist ein Remake einer spanischen Vorlage: La isla mínima von Alberto Rodriguez, gedreht im Schwemmland an den Ausläufern des Guadalquivir im Südwesten der Iberischen Halbinsel. Ebenso wichtig wie die beeindruckende Location ist auch in diesem Fall die Epoche: die Zeit des Übergangs von der Franco-Diktatur in die Demokratie, eine Zeit der Ungewissheit zwischen alten und neuen Loyalitäten, eine Zeit der Verdrängung und der Angst vor Enthüllung. (…) Christian Alvart folgt der Vorlage von La isla mínima sehr genau, er sucht auch für alle sozialen Aspekte nach einer Entsprechung und muss auch nicht lange suchen (Treuhand, Abwanderung).“

Bert Rebhandl, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.1.2020

Deutschlandreise

87 Min. | 2020 | Farbe
Regie: Wolfgang Ettlich

Kostenlos | mit spanischsprachigem Untertitel

Donnerstag, 24. November, bis Sonntag, 27. November. Nach der Reservierung im genannten Zeitraum steht der Film 48 Stunden zur Verfügung.

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SYNOPSIS
Eine Zeitreise durch Ostdeutschland, 30 Jahre nach der Wiedervereinigung und nach der ersten filmischen Tour von Regisseur und Kameramann durch die untergegangene DDR – was ist geblieben von den Hoffnungen, Ängsten und Veränderungen?

Einige Monate nach dem Fall der Mauer im November 1989 begaben sich der westdeutsche Regisseur Wolfgang Ettlich und sein Kameramann Hans-Albrecht Lusznat auf eine filmische Reise ins Unbekannte, die sie seitdem mehrfach wiederholt haben und die sie nun ein allerletztes Mal unternehmen: Aus einem neugierigen Road Trip durch die ostdeutsche Provinz ist ein Roadmovie wie Zeitdokument geworden. Ettlich und Lusznat besuchen Menschen, die sie auch damals bereits interviewt und auf Film gebannt haben, fragen nach den damaligen Hoffnungen und Ängsten: Haben sie sich erfüllt? Waren sie gerechtfertigt? Wie war der Weg in den Kapitalismus? Er selbst sagt: ‚Man darf nicht über Dresden, Leipzig oder Chemnitz reden; aber in den Kleinstädten, an der Grenze zu Polen, da hauen die Leute Richtung Westen ab. Und es ist eigentlich immer Thema, warum Deutschland es nicht geschafft hat, eine wirtschaftliche Gleichberechtigung zu schaffen.’ Die Veränderungen haben sich den Biografien und Gesichtern der Menschen eingeschrieben, den Orten, den Landschaften, und – ganz nebenbei – auch der filmischen Ästhetik, bedingt durch den technischen Fortschritt.

PRESSESTIMMEN
„Mit seinem Kameramann Hans-Albrecht Lusznat reiste Ettlich kurz nach der Wende in die untergegangene DDR, ‚eine Expedition in ein unbekanntes Land’, sagt er. ‚Als die Mauer fiel, musste ich mir das angucken, ich bin in Neukölln an der Mauer groß geworden, oft nach Ostberlin gelaufen, um mir eine Cola-Brause für 20 Pfennig zu kaufen.’ Die Erlebnisse in Orten wie Zittau, Zschopau, Forst oder Chemnitz ließen ihn nicht los. (…) Im Kontrast zu den alten Aufnahmen werden Veränderungen sichtbar. Es geht nicht nur um den äußern Wandel, sondern auch um den inneren, um das, was die Wiedervereinigung mit den Menschen gemacht hat. Die intensive Spurensuche nach Befindlichkeiten ist manchmal von Nostalgie geprägt, wie von Hoffnungen und Enttäuschungen. Da bedauert die einstige SED-Bürgermeisterin ‚früher waren wir eine Familie, jetzt geht nichts mehr’, ein Lehrerehepaar möchte nie ‚in die DDR zurück, das wäre das Allerletzte’, der Verkäufer in der Hühnerbraterei urteilt salomonisch: ‚Die einen sind glücklich geworden, die anderen nicht.’“

Margret Köhler, Abendzeitung München, 26.10.2020

OKTOBER: DAS PRIVATE IST POLITISCH

Auch der Film befasst sich mit den aktuellen Schlüsselthemen wie Diversität, struktureller Rassismus und Fragen der Identität. Im Oktober präsentiert Haus-Kino zwei Filme, die von der Suche nach den Wurzeln in einer von Vorurteilen und Diskriminierung geprägten Gesellschaft erzählen. In Deutschland leben über eine Million Personen afrikanischer Abstammung, aber ihre Geschichten bleiben weitgehend unsichtbar. In Ines Johnson-Spain’s Becoming Black erzählt die Regisseurin von ihrer Suche nach Zugehörigkeit. Viel Zeit verging, bis sie die Erklärung erhielt, die ihr nie gegeben worden war: Es kann nicht sein, dass eine weiße Familie ein schwarzes Kind bekommt. Das Schweigen, oder genauer, das Verschweigen steht im Zentrum dieses Dokumentarfilms. Ivie wie Ivie von Sarah Blaßkiewitz erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die trotz ihrer privilegierten Herkunft aufgrund ihres Aussehens regelmäßig mit Rassismus und Stereotypen konfrontiert wird. Sie hat diesen Zustand jedoch so verinnerlicht, dass sie ihn als normal empfindet.

Im Jahr 1969 machte Carol Hanisch den Begriff populär, der diesem Zyklus seinen Namen gibt und sich auf die Verbindungen zwischen persönlichen Erfahrungen und den größeren sozialen und politischen Strukturen bezieht. In einer Gesellschaft, die von historisch hegemonialen Diskursen dominiert wird, spricht das Kino afrodeutscher Frauen von der Existenz als Widerstand

Becoming Black

91 Min. | 2019 | Farbe
Regie: Ines Johnson-Spain

Kostenlos | mit spanischsprachigem Untertitel

Donnerstag 20. bis Sonntag 23. Oktober. Nach der Reservierung im genannten Zeitraum steht der Film 48 Stunden zur Verfügung.

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SYNOPSIS
Eine weiße Familie, die in den 1960er Jahren in der Deutschen Demokratischen Republik lebt, erklärt ihrer schwarzen Tochter, dass ihre Hautfarbe rein zufällig ist. Auch das Mädchen zieht es vor, dies zu glauben, bis sie als Teenager zufällig die Wahrheit entdeckt. In einem intimen, aber auch kritischen Porträt verbindet Ines Johnson-Spain schmerzhafte und verwirrende Kindheitserinnerungen mit einer Untersuchung der sozialen und politischen Implikationen, die von einer Kultur der Ablehnung und des strukturellen Rassismus zeugen.

REGISSEURIN: INES JOHNSON-SPAIN
Ines Johnson-Spain ist eine unabhängige deutsch-togolesische Filmemacherin, die in Berlin lebt.
Sie studierte Religionswissenschaften an der Freien Universität Berlin (FU) und war Gaststudentin für Bildende Kunst und Malerei an der Universität der Künste Berlin.

Sie arbeitete viele Jahre als Kulissenmalerin und in verschiedenen Positionen der Kunstabteilungen von nationalen und internationalen Filmproduktionen.

Seit 2002 entwickelt und realisiert sie ihre eigenen Dokumentarfilmprojekte. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf intimen Porträts, die sich mit dem Begriff des Selbst und der Zugehörigkeit auseinandersetzen. Zuletzt drehte sie den Film “L’Esprit de Madjid” über einen jungen schwulen Mann aus Togo, der Anhänger von Voudou ist und sich über seine Geister mit sich selbst auseinandersetzt.

Der autobiografische Film “Becoming Black” ist ihr erster abendfüllender Film.

Ivie wie Ivie

109 Min. | 2021 | Farbe
Regie: Sarah Blasskiewitz

Kostenlos | mit spanischsprachigem Untertitel

Donnerstag 27. bis Sonntag 30. Oktober. Nach der Reservierung im genannten Zeitraum steht der Film 48 Stunden zur Verfügung.

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SYNOPSIS
Die afrodeutsche Ivie, von ihren Freunden ‚Schoko’ genannt, wohnt mit ihrer besten Freundin Anne in Leipzig und arbeitet übergangsweise im Solarium ihres Ex-Freundes Ingo, während sie noch auf der Suche nach einer festen Anstellung als Lehrerin ist. Plötzlich steht ihre – ihr bis dahin unbekannte – Berliner Halbschwester Naomi vor der Tür und konfrontiert sie mit dem Tod des gemeinsamen Vaters und dessen anstehender Beerdigung im Senegal. Während die Schwestern sich langsam kennenlernen, stellt Ivie zunehmend nicht nur ihren Spitznamen, sondern auch ihr Selbstbild infrage.

PRESSESTIMMEN
„Ivie beginnt, nicht nur ihre persönlichen Beziehungen, sondern auch ihre Beziehung zu Kultur und Gesellschaft zu hinterfragen. Warum möchte sie nicht, dass Naomi ihr für ein Bewerbungsgespräch einen Turban wickelt? Warum wird sie während des Gesprächs immer wieder gefragt, woher ihre Eltern denn kommen würden? Was Nicht-Betroffene als unangenehme Einzelfälle abtun, wird im Film deutlich als das gekennzeichnet, was es ist: rassistische Mikroaggressionen, die Schwarze Menschen dauernd erleben. Naomi reagiert auf diese abgebrüht – was allerdings nur noch mehr verdeutlicht, wie alltäglich sie für sie sind.

Lillith Dörsch, jetzt.de, 17.06.2021

SEPTEMBER: ZUKUNFT

Im September stellt Haus-Kino zwei Filme vor, die sich mit den Themen Jugend und Zukunft beschäftigen.

Futur Drei begleitet drei Berliner Jugendliche iranischen Ursprungs, die ihre Identität und Umgebung mit großer Frische und Authentizität erkunden.

Dear Future Children dokumentiert den Kampf von drei jungen Aktivistinnen in Chile, Hongkong und in Uganda, die sich für soziale, politische und umweltbezogene Themen einsetzen.

Beide Filme zeigen drei Hauptfiguren, beide sind Debütfilme und erhielten viele Auszeichnungen. Darüber hinaus sind beide aus Kollektiven junger Menschen hervorgegangen, die ihre Meinung und den Wunsch, Machthierarchien abzubauen klar äußern. Es geht darum, Dinge anders zu machen, sowohl vor als auch hinter der Kamera.

Futur Drei ist mit den Worten des Regisseurs Faraz Shariat „ein Film, der eine vielschichtige Perspektive auf Rasse, Klasse, Geschlecht und Homosexualität bieten will. Es geht auch um die Arbeit des Protagonisten im Flüchtlingszentrum. Das Thema Einwanderung und die Dichotomie von Einwanderung und Rassismus sind in diesem Film sehr wichtig und waren vielleicht meine Hauptmotivation, ihn zu machen.

Regisseur Franz Böhm sagte über Dear Future Children: „Mit unserem Film wollen wir die Energie, die Wut und den Einfallsreichtum verschiedener Akteure des internationalen Protests gegen Klimawandel, die Zumutungen sozialer Ungleichheit und Aushöhlungen der Demokratie dokumentieren. Es soll eine Hommage an Menschen sein, die aus einer Position der schieren Aussichtslosigkeit heraus das Wort ergreifen und sich selbst zu Taten ermächtigen. Darüber hinaus zeigen wir die Wirkungen, die ihre Aktionen auf der ganzen Welt haben.“

Futur Drei

92 Min. | 2019 | Farbe
Regie: Faraz Shariat

Kostenlos | mit spanischsprachigem Untertitel

Donnerstag 15. bis Sonntag 18. September. Nach der Reservierung im genannten Zeitraum steht der Film 48 Stunden zur Verfügung.

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SYNOPSIS
Zwischen Dachgeschosszimmer im elterlichen Reihenhaus, Dates und Raves bewegt sich das Leben von Parvis, dessen Eltern einst aus dem Iran nach Deutschland migriert waren. Nach einem Ladendiebstahl wird er zu Sozialstunden als Übersetzer in einem Flüchtlingsheim verurteilt, wo er ein aus dem Iran geflohenes Geschwisterpaar kennenlernt. Während Amon, dem es schwerfällt in Deutschland anzukommen, den blondierten Jüngling zunächst für einen von „ihnen“ hält, durchschaut dessen Schwester Banafshe das hiesige Leben wie die andere „Fremdheit“ von Parvis deutlich schneller; und auch das romantische Knistern zwischen den beiden Männern. Es wird ein Sommer der Liebe und durchtanzter Nächte, der Unbeschwertheit des Augenblicks und des prekären Aufenthaltsstatus, des Annäherns an unterschiedliche Prägungen durch Migration.

PRESSESTIMMEN
Shariat versteht Futur Drei als ‚aktivistisches Popcornkino’; politisches Bewusstsein und Unterhaltung müssen sich nicht ausschließen. In seiner Selbstermächtigung wendet sich der Film aktiv gegen Diskriminierungen durch Herkunft, Geschlecht und Sexualität und wird so zum künstlerischen wie identitätspolitischen Befreiungsschlag. Futur Drei ist auch deshalb ein Film der Selbstermächtigung, weil er sich der eigenen Produktionsbedingungen nicht nur bewusst ist, sondern diese aktiv so gestaltete, dass keine althergebrachten Machtstrukturen reproduziert werden. (Sofia Glasl, filmdienst.de)

Dear Future Children

2021 | Farbe | 89 Min.
Regie: Franz Böhm

Kostenlos | mit spanischsprachigem Untertitel

Donnerstag 22. bis Sonntag 25. September. Nach der Reservierung im genannten Zeitraum steht der Film 48 Stunden zur Verfügung.

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SYNOPSIS

Drei Weltgegenden, drei Konflikte, drei Protagonistinnen: Hilda in Uganda, Rayén in Santiago de Chile und Pepper in Hongkong. Erzählt wird von den Herausforderungen, Motivationen und persönlichen Konsequenzen ihres Aktivismus. Gleich ob es um Klimagerechtigkeit, Probleme sozialer Ungleichheit oder Bedrohungen der Demokratie geht, immer steht dabei auch die Zukunft auf dem Spiel. Dear Future Children erzählt von den Herausforderungen, denen sich Aktivist*innen unterschiedlicher internationaler Bewegungen stellen. Der Film will ihre Beweggründe sichtbar machen und betrachtet dabei unter anderem auch die avancierten Organisationsformen dieser Proteste.

Das Projekt entstand über einen Zeitraum von zwei Jahren und wurde im Januar 2021 fertiggestellt. Ermöglicht wurde es hauptsächlich durch eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne, durch die ein Betrag von 22.039 € zustande kam. An der Produktion des Films waren neben Franz Böhm als Regisseur, sowie Kameramann Friedemann Leis weitere Filmschaffende, sowie Journalist*innen, Aktivist*innen und ein breitgefächertes Netzwerk von Berater*innen aus über 15 verschiedenen Ländern beteiligt.

In einer frühen Absichtserklärung zu seinem Vorhaben formulierte Regisseur Böhm: „Mit unserem Film wollen wir die Energie, die Wut und den Einfallsreichtum verschiedener Akteure des internationalen Protests gegen Klimawandel, die Zumutungen sozialer Ungleichheit und Aushöhlungen der Demokratie dokumentieren. Es soll eine Hommage an Menschen werden, die aus einer Position der schieren Aussichtslosigkeit heraus das Wort ergreifen und sich selbst zu Taten ermächtigen. Darüber hinaus werden wir die Wirkungen zeigen, die ihre Aktionen auf der ganzen Welt haben.“

AUGUST: LIEBE IN ZEITEN DER DEKOLONISIERUNG

Wir alle sind oder waren irgendwann, auf irgendeine Art und Weise, Migranten. Sowohl die Sozialwissenschaften als auch die Politik haben sich mit Migration, Anpassung, Machtverhältnissen und in jüngster Zeit auch mit Diskursen über Dekolonisierung beschäftigt. So bietet auch der Film immer wieder die Möglichkeit, dem Phänomen der Migration Gesichter und persönliche Geschichten zu geben. Im August präsentiert Haus-Kino R.W. Fassbinders herzerschütternden Klassiker Angst essen Seele auf, ein Melodram, das anhand einer Liebesgeschichte Bürokratie und ironische Blicke auf die bestehenden Zustände sozialer Unterdrückung darstellt. Liebe und Hartnäckigkeit wiederholen sich in Darío Aguirres biografischem Dokumentarfilm En el país de mis hijos.

Angst essen Seele auf

91 Min. | 1973 | Farbe

Regie: Rainer Werner Fassbinder

Kostenlos | mit spanischsprachigem Untertitel

Donnerstag 18. bis Sonntag 21 August. Nach der Reservierung im genannten Zeitraum steht der Film 48 Stunden zur Verfügung.

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SYNOPSIS

Emmi, eine ältere Putzfrau, liebt und heiratet Ali, einen weit jüngeren Gastarbeiter aus Marokko. Emmis Verwandte und die Nachbarschaft reagieren mit Unverständnis, bis sie die Verwertbarkeit des Paars entdecken. Doch der Druck, der auf den beiden lastet, ist zu groß. Ein “Film über die Liebe, die eigentlich unmöglich ist, aber eben doch eine Möglichkeit”. (Rainer Werner Fassbinder)

Im Land meiner Kinder

88 Min. | 2018 | Farbe
Regie: Darío Aguirre

Kostenlos | mit spanischsprachigem Untertitel

Donnerstag 25. bis Sonntag 28 August. Nach der Reservierung im genannten Zeitraum steht der Film 48 Stunden zur Verfügung.

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SYNOPSIS
Darío ist wegen Stephanie aus Ecuador nach Deutschland gekommen, aber die Ausländerbehörden gehörten vom ersten Tag an zu ihrer Beziehung dazu. In den folgenden 15 Jahren sammelte er insgesamt 10 Visa – eine lange Aufzählung von Papieren, Stempeln, Genehmigungen und Einschränkungen verband Dario mit Deutschland und hielt ihn doch auch immer auf Abstand. Und dann das: Der damalige Hamburger Bürgermeister, Olaf Scholz, lädt Dario dazu ein, Deutscher zu werden. Eine Liebeserklärung? Darío erwiderte mit einem einfühlsam-ironischen Roadmovie, der seinen qualvollen Weg vom Land seiner Eltern in das Land seiner Kinder zeigt.

REGISSEUR: DARÍO AGUIRRE
Autor, Regisseur und Produzent, geboren 1979 in Ecuador. Er studierte bei Gerd Roscher und Wim Wenders Visuelle Kommunikation und Medien an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg (HfbK). Zwischen 2004 und 2013 war er Co-Direktor des Kurzfilmfestivals “ambulart” in Ecuador, Mexiko und Deutschland. Darío Aguirre ist ein preisgekrönter Filmemacher, in der deutschen und internationalen Dokumentarfilmszene bekannt. Seine Filme werden zu internationalen Filmfestivals eingeladen, u.a. Santa Barbara, Toulouse, Nyon, Cartagena und Berlinale, in Kinos gezeigt und an Fernsehsender in aller Welt verkauft. Im Jahr 2020 gründete er die Produktionsfirma Tiempo Filmproduktion, mit Schwerpunkt auf Autorenkino. Seine vorherigen Dokumentarfilme waren El Grill de César (2013) und Five Ways to Darío (2010).

JULI: DIE ERZÄHLKUNST NEU ERFINDEN

Die Formen des Erzählens im Film werden ständig neu geprägt, verändern sich und verschieben ihre Grenzen. Im Juli präsentiert Haus-Kino zwei Filme, die neue Wege der Kommunikation mit dem Publikum einschlagen und traditionelle Ideen des Filmemachens infrage stellen. The Lobby von Heinz Emigholz ist ein Film, der in seinen Aufnahmen mit visueller Akrobatik neue Erzählformen erfindet. Und die iranische Filmemacherin Narges Kalhor erzählt in ihrem Dokumentarfilm In the Name of Scheherazade oder der erste Biergarten in Teheran eine Geschichte, die sich mit einer anarchischen Wucht des Filmens, des Begehrens und der Wahrnehmung zwischen Traum und Realität bewegt. Beide Filme versetzen uns in einen Zustand der Verunsicherung und Verzauberung, indem sie die übliche, bequeme Zuschauerhaltung aufbrechen, mit der wir gewöhnlich Filme sehen. Sie stellen eine Herausforderung, eine Verführung und eine Suche des experimentellen Filmens dar.

The Lobby

76 Min. |  2020
Regie: Heinz Emigholz
mit spanischem Untertitel

Donnerstag 21. bis Sonntag 24 Juli. Nach der Reservierung im genannten Zeitraum steht der Film 48 Stunden zur Verfügung.

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SYNOPSIS
„There is no Here here.“ Eine Figur mit dem schlichten Namen „Old White Male“ (John Erdman) behaust die Lobbys verschiedener Apartmenthäuser in Buenos Aires und äußert sich mit gemäßigtem Ekel über den Tod, das Bewusstsein und den Zustand der heutigen menschlichen Beziehungen. Die meist unaufgeforderten Äußerungen des Mannes bilden einen schonungslosen, zusammengenähten modernen Monolog, der zwischen absurd und abschreckend, vernünftig und grotesk wechselt. Im Oktober 2019 in Buenos Aires gedreht, ist Heinz Emigholz’ Film Fortsetzung – und sardonische Destillation – bestimmter Themen, die von dem Regisseur zuletzt in „Die letzte Stadt“ untersucht worden waren – morbid, konfrontativ und urkomisch.

PROLOG DES FILMS
„Es gibt diese Lobbies in eleganten Apartmenthäusern in ehemals reichen Städten, wie Buenos Aires eine ist. Sie beherbergen Spiegel, Sitzgelegenheiten, Lampen und Wände aus edlen Materialien, Holz, Marmor, Glas und Metall, manchmal auch Pflanzen und Vasen. Sie repräsentieren Reichtum, Ordnung und Sicherheit und sind doch nur Durchgangszonen zu den eigentlichen Wohnräumen der Menschen oder zur Straße. Manchmal sind sie aber auch Warteräume. Jemand sitzt dort und wartet, auf besseres Wetter, auf einen Freund oder einen sich verspätenden Verwandten. Oder jemand sitzt dort auch nur von morgens bis abends.“

REGISSEUR: HEINZ EMIGHOLZ
Heinz Emigholz wurde 1948 in Achim bei Bremen geboren. Seit 1973 ist er in Deutschland und in den USA als freischaffender Filmemacher, bildender Künstler, Kameramann, Autor, Publizist und Produzent tätig. Viele Ausstellungen, Retrospektiven, Vorträge und Publikationen im In- und Ausland. 1974 Beginn der enzyklopädischen Zeichenserie Die Basis des Make-Up, der 2007/08 im Berliner Museum Hamburger Bahnhof eine große Einzelausstellung gewidmet war. 1978 gründete er die Produktionsfirma Pym Films. 1993 bis 2013 hatte er den Lehrstuhl für Experimentelle Filmgestaltung an der Universität der Künste Berlin inne. Er ist Mitbegründer des dortigen Instituts für zeitbasierte Medien und des Studiengangs Kunst und Medien.

In The Name Of Scheherazade oder der erste Biergarten in Teheran

76 Min. | 2018/2019
Regie: Narges Kalhor
mit spanischem Untertitel

Donnerstag 28. bis Sonntag 31 Juli. Nach der Reservierung im genannten Zeitraum steht der Film 48 Stunden zur Verfügung.

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SYNOPSIS
Die animierte Scheherazade der Rahmenhandlung hat auch heute noch viel zu erzählen: Von einem homosexuellen Teenager aus Syrien, der fürchten muss, dass sein in Deutschland gestellter Asylantrag abgelehnt wird, von einer in Berlin geborenen und nur deutsch sprechenden Künstlerin, die dennoch immer wieder auf ihre afghanischen Wurzeln zurückverwiesen wird, von einer iranisch-stämmigen Bierbrauerin, die in Teheran die (alkoholfreie) bayerische Braukultur etablieren möchte, die sie beim Studium in München kennen gelernt hat und von der Regisseurin selbst, die um diesen ihren Dokumentarfilm mit einem aus dem Off sprechenden, aber ansonsten unsichtbar bleibenden Filmdozenten ringt. Mit feinem Humor und einem Gespür für die Absurditäten des deutschen Alltags dekonstruiert Regisseurin Narges Kalhor nicht nur das hiesige Orientbild, sondern auch die Vorstellungen von dem, was ein Dokumentarfilm zu sein hat. Es ist ein Film über das Geschichtenerzählen und zugleich eine Identitätssuche der Filmemacherin, die selbst aus dem Iran nach Deutschland immigriert ist.

NARGES KALHOR ÜBER IHREN FILM
(…) In the Name of Scheherazade spielt eben mit „exotischen Einsprengseln“. In einer Szene stehen Ausstellungsbesucher um eine Künstlerin mit lockigen Haaren und dunklerem Teint. Eine Kuratorin stellt sie vor, stellt ihr Fragen und danach ist das Publikum dran, sich zu äußern. Währenddessen fallen kleine Steine aus der Installation – aus einigen in der Luft hängenden nackten Gummipuppen. Die Künstlerin versucht, ihre Vorgehensweise und ihre Haltung zu erklären. Das Ganze kann als Kritik an den Klischees und Erwartungen der deutschen Mehrheitsgesellschaft an „Exoten“ verstanden werden. Der Film spielt mit den Klischees und befriedigt sie auch, um seinerseits Erfolg beim Publikum zu haben. Das ist richtig! Darum der Titel „In the Name of Scheherazade or The first Beergarden in Teheran“. Am Ende, wenn die Kamera sich zurückzieht, zeige ich, was alles nicht stimmt, was vorher behauptet wurde: Bier kommt nicht aus dem Iran. Aber die Zuschauer gehen genau deswegen ins Kino, weil sie den Film ‚Biergarten in Teheran’ sehen wollen. Das alles ist bewusst ausgewählt. Steinbrecher, der Tutor, der im Film immer nur im Off zu hören ist, sagt einmal, dass der Filmtitel einen Bezug zum Heimatland der Regisseurin haben muss. Ich kritisiere nicht nur westliche Erwartungen, sondern auch mich selbst. Ich kritisiere die Künstlerin mit den Gummipuppen und die, die gar nichts mit dem Nahen Osten zu tun haben, aber „Naher-Osten-Kunst“ produzieren.

REGIE: NARGES KALHOR
Narges Kalhor ist 1984 in Tehran geboren und aufgewachsen. Nach ihrer allgemeinen Hochschulreife 2001 begann sie an der Filmhochschule Teheran den Studiengang Spielfilmregie zu studieren. Dort wurde sie von verschiedenen bekannten Filmemachern, u.a. Abbas Kiarostami, betreut. 2009 kam Narges Kalhor mit ihrem Kurzfilm Die Egge aus dem Iran nach Nürnberg zum internationalen Nürnberger Filmfestival der Menschenrechte. Dort beantragte sie, Tochter des ranghöchsten Kulturberaters des damaligen iranischen Präsidenten Ahmadinehjad, politisches Asyl in Deutschland. Inzwischen hat sie Asyl in Deutschland erhalten und studierte an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. 2010 erhielt sie ein Stipendium bei Vodafone Chance für ihr ganzes Studium. Ihr zweiter Film an der Filmhochschule als Co-Regisseurin Shoot Me war für den Deutschen Kurzfilm Preis nominiert und wurde als bester Film der Nonfiktionale 2014 ausgezeichnet. Narges Kalhor arbeitet inzwischen im Filmkunstbereich für diverse Ausstellungen und Museen. Ihr Abschlussfilm In the name of Scheherdazade feierte seine Welt-Premiere bei Vision Du Réel 2019 und wurde mit dem Preis Best Deutscher Dokumentarfilm vom Goethe Institut beim DOK Leipzig 2019 ausgezeichnet. Außerdem erhielt sie dafür im gleichen Jahr den Kulturpreis Bayern sowie 2020 den Starter-Filmpreis.

JUNI: GENERATIONSPERSPEKTIVE

Im Juni zeigt das Haus-Kino im Rahmen des „International Pride Day“ zum Gedenken an die Stonewall-Unruhen von 1969 zwei Filme zum Thema Geschlechteridentität, die den Blick erweitern und dazu einladen, uns darauf einzulassen. Es handelt sich dabei um den neuen Dokumentarfilm Genderation der schon legendären Regisseurin Monika Treut, für den sie nach San Francisco zurückkehrt, um die „Gendernauten“ der Trans-Bewegung der 1990er Jahre zu besuchen. Zum anderen wird der Spielfilm Neubau gezeigt, das Filmdebüt von Johannes Maria Schmit, ein queerer Heimatfilm über einen jungen Transsexuellen, der zwischen der Ruhe auf dem Land und dem Glücksversprechen der Großstadt schwankt. Aus der Perspektive verschiedener Generationen von Filmemachern und Protagonisten schildern beide Filme auf einfühlsame und hoffnungsvolle Weise die (fiktive oder reale) Gegenwart, das Leben in der Gemeinschaft, das Alter und den Tod, den Raum und die Sehnsüchte von Transmenschen.

Genderation

88 Min. | 2021
Regie: Monika Treut
mit spanischem Untertitel

Donnerstag 16. bis Sonntag 19. Juni. Nach der Reservierung im genannten Zeitraum steht der Film 48 Stunden zur Verfügung.

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SYNOPSIS
Über zwei Jahrzehnte nach „Gendernauts“ (1999) kehrt Monika Treut nach Kalifornien zurück, um die Protagonist*innen ihres bahnbrechenden queeren Filmklassikers wiederzutreffen. Sandy Stone, Susan Stryker, Stafford und Max Wolf Valerio waren einst die jungen Pionier*innen der Transbewegung und lebten fast alle in der damaligen Außenseitermetropole San Francisco. Heute sind sie zwischen 58 und 84 Jahre alt, und kaum eine*r kann es sich noch leisten, in der Stadt zu wohnen. Doch die Energie der Gendernauten und ihrer Unterstützer*innen Annie Sprinkle und Beth Stephens ist ungebrochen.
Wie hat sich ihr Leben verändert? Wie gehen sie als Bürgerrechts-Aktivist*innen mit der rechtskonservativen Politik um, die die lange erkämpften Rechte der Minderheiten bedroht? „Genderation“ wirft einen utopischen Blick zurück und zeigt den kreativen Widerstand der Gendernauten gegen die bedrohlichen Lebensbedingungen in den US of A.

REGISSEURIN: MONIKA TREUT
Seit über 35 Jahren prägt die lesbische Regisseurin, Autorin und Produzentin Monika Treut mit ihren lustvoll-subversiven Spiel- und Dokumentarfilmen das queere Kino in Deutschland und der ganzen Welt. Geboren am 6. April 1954 in Mönchengladbach, studierte sie in Marburg Germanistik und Politik (Staatsexamen 1978) und promovierte 1984 mit der Dissertation „Die grausame Frau. Zum Frauenbild bei de Sade und Sacher Masoch“. Im selben Jahr gründete sie mit Elfi Mikesch die Hyäne Filmproduktion in Hamburg. Es folgte eine Theaterregie-Assistenz bei Werner Schroeter am Düsseldorfer Schauspielhaus. Als zentrale Figur der freien deutschen Filmszene ging sie Ende der 80er in die USA und gab mit ihrem konventionskritischen Ansatz und ihrer progressiven Perspektive auf lesbisch-schwule Sexualität dem gerade entstehenden New Queer Cinema entscheidende Impulse.

Zu ihrem Werk gehören das sadomasochistische und von der damaligen Presse leidenschaftlich angefeindete Liebesdrama Verführung: Die grausame Frau (1985), das abenteuerliche Sex-Melodram Die Jungfrauenmaschine (1988), die in New York gedrehte Familienkomödie My Father Is Coming (1991), der in San Francisco entstandene und vielfach preisgekrönte trans*futuristische Dokumentarfilm Gendernauts (1999) und das lesbische Coming-of-Age-Drama Von Mädchen und Pferden (2014). Ihre Spiel- und Dokumentarfilme erhielten Preise in Deutschland, Italien, Brasilien, England, den USA und Griechenland. Retrospektiven fanden bisher in Ankara, Bern, Lyon, New York City, Seoul, Hamburg, Bogota, Buenos Aires, Tel Aviv, Cambridge, Bologna, Los Angeles, Toronto, Mexiko City, Lissabon, Thessaloniki, Athen, Sao Paolo, Helsinki, Taipeh, Warschau, Prag und Rio de Janeiro statt. 2017 wurde Treut für ihr Lebenswerk mit dem Special Teddy der Berlinale ausgezeichnet. Zwischen den Filmprojekten unterrichtet sie an Universitäten in Kalifornien und New York und schreibt Beiträge für Bücher und Zeitschriften. Seit 2018 vertritt sie die Professur für Medien an der Universität Hildesheim.

 

 

Neubau

82 Min. | 2020
Regie: Johannes Maria Schmit
mit spanischem Untertitel

Donnerstag 23. bis Sonntag 26 Juni. Nach der Reservierung im genannten Zeitraum steht der Film 48 Stunden zur Verfügung.

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SYNOPSIS
Markus lebt in der Brandenburger Provinz. Seine Mutter ist früh verstorben, der Vater ging schon vor seiner Geburt in den Westen. Als Familie bleiben ihm seine geliebte Großmutter Alma und deren Partnerin Sabine. Die beiden wohnen ein paar Dörfer weiter und sind auf ihn angewiesen: Alma, weil sie dement ist, und Sabine, weil sie eine Schulter zum Anlehnen braucht. Doch eigentlich sind die Kisten in Markus‘ Neubauwohnung schon gepackt für den erhofften Umzug nach Berlin. Auf den Feldern, beim Joggen und Autofahren befällt Markus immer wieder die Sehnsucht nach einem Leben fernab der Provinz, wo sein Job ‚mini‘ ist und er sich die Zeit mit einem gelegentlichen Grindr-Date vertreibt. In Tagträumen erscheint ihm eine Schar schillernder Dämonen als Vorboten einer urbanen Wahlfamilie, die ihn aus seiner Einsamkeit befreit. Als sich Almas gesundheitlicher Zustand verschlechtert und er sich in den jungen Fernsehtechniker Duc verliebt, muss sich Markus entscheiden, wo er in Zukunft leben möchte.

REGIESTATEMENT – Johannes Maria Schmit

Der vorliegende Film ist der Versuch einer Übersetzung ohne Verallgemeinerung. Er bemüht sich die Lebenswelt einer sehr besonderen Figur in allen Aspekten sichtbar zu machen, ohne gleichzeitig den Abgleich mit einer dazu in Konflikt stehenden Norm zu suchen. Nach Möglichkeit haben wir das Genre des Coming-Out-Dramas umschifft und stattdessen versucht Menschen auf dem Land in konkreten Beziehungen und in immer-neuen Alltagen zu zeigen. Inspiriert von der Zeitlichkeit der Landschaft, in der der Film spielt, werden Wendepunkte entsprechend nicht scharfkantig dramatisiert, sondern gleichsam sanft von Hügel zu Hügel getragen. Commitment und Fürsorge sind die ethischen Werte innerhalb der Erzählung, die dieser Ästhetik zu Grunde liegen. Einen Lebensentwurf wie den der Hauptfigur mit Selbstverständlichkeit zu erzählen ohne wiederum dessen Prekarität zu unterschlagen, scheint mir die dramaturgische wie politische Herausforderung der Stunde.

REGISSEUR: JOHANNES MARIA SCHMIT
Johannes Maria Schmit wurde 1981 in Trier geboren und studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in der Klasse von Thomas Ostermeier. Seine Abschlussarbeit (2009), mentoriert von René Pollesch, erhielt besondere Auszeichnung. Nach seinem Studium wurde Schmit als Hausregisseur am Centraltheater Leipzig engagiert, wo er maßgeblich an der Konzeption und dem Aufbauteam der Spielstätte SKALA beteiligt war und mit seinen Arbeiten erste Erfolge feierte, u.a. beim Festival radikal jung in München. Die Zusammenarbeiten mit Laurent Chétouane, René Pollesch und Tucké Royale prägen seinen Arbeitsstil. Seit 2011 arbeitet Schmit als freier Regisseur im deutschsprachigen Raum sowie in der schwedischen Theaterszene, vor allem mit der Gruppe Institutet (Malmö/Berlin). Schmits Arbeiten kann regelmäßig am Gorki-Theater in Berlin sehen. Im Februar 2017 gewann er zusammen mit der dänischen Künstlerin Inga Gerner Nielsen den Leipziger Bewegungskunstpreis. Seit Januar 2019 ist Schmit Doktorand an der Kunsthochschule Stockholm / Uniarts. Neubau ist Schmits Debütfilm.

MAI: EMANZIPIERT?

Im Mai zeigt das Haus-Kino zwei Filme, die sich mit der Emanzipation der Frau in ihren persönlichen und beruflichen Beziehungen befassen.

Eine flexible Frau

97 min. | 2010
Regie: Tatjana Turanskyj
mit spanischem Untertitel

Donnerstag 19. bis Sonntag 22. Mai. Nach der Reservierung im genannten Zeitraum steht der Film 48 Stunden zur Verfügung.

>> Goethe on Demand

SYNOPSIS
Greta M. (Mira Partecke), 40, eine Frau in Berlin mit einer postmodernen, brüchigen Architektinnenbiografie, verliert ihren Job. Auch im Callcenter wird sie gefeuert. Wie Don Quichotte kämpft sie gegen unheimliche Mächte an: ihren Sohn, die gefährliche Mutterschaft, den Bewerbungscoach, die verhinderte Architektur des neuen Berlins (Townhäuser, Humboldtforum, soziale Stadtgrenzen) und nicht zuletzt gegen die eigene Paranoia und Statusangst, eine Frau ohne Auftrag zu sein. Sie trinkt und driftet zwischen Anpassung und Widerspruch durch ihr Leben. Auf dieser Tour de Force zwischen Callcenter, Arbeitssuche, Jobcenter, Coach, Architekturbüros, Schule, Kneipen und Drifts durch Stadtrandgebiete trifft sie auf die „Stadt der Frauen“. Der Film zeigt präzise ein Zeit- und Gesellschaftsbild, ohne mit den Konventionen des sozialen Realismus zu arbeiten. Eine flexible Frau ist der erste Teil von Tatjana Turanskyjs „Frauen und Arbeit“-Trilogie.

REGISSEURIN: TATJANA TURANSKYJ
Studium der Literatur- und Theaterwissenschaft und Soziologie in Frankfurt am Main. Während des Studiums Arbeit als Darstellerin in Frankfurt und Berlin bei Einar Schleef. Danach zunächst als Werbetexterin tätig. 1999 Beginn der künstlerischen Arbeit im Performance- und Filmbereich. 2001 Gründung des Filmkollektivs hangover ltd* (2001-2007) Es entstehen u.a. die Langfilme Petra und Hangover die im In- und Ausland auf Festivals und auf Ausstellungen gezeigt wurden, sowie der preisgekrönte Kurzfilm Remake. Seit 2007 als freie Filmemacherin, Autorin und Theaterpädagogin tätig. Eine flexible Frau ist das Spielfilmdebüt von Tatjana Turanskyj als Regisseurin/Autorin. Die Uraufführung des Films fand zur Berlinale 2010 in der Sektion Forum statt.

 

 

Walchensee forever

110 min. | 2020
Regie: Janna Ji Wonders
mit spanischem Untertitel

Donnerstag 26. bis Sonntag 29. Mai. Nach der Reservierung im genannten Zeitraum steht der Film 48 Stunden zur Verfügung.

>> Goethe on Demand

SYNOPSIS
Janna Ji Wonders beleuchtet in Walchensee forever das Leben von vier Frauen – Tochter, Mutter, Großmutter und Urgroßmutter – in ihrem unterschiedlichen Streben nach Identität und persönlicher Entfaltung im Laufe eines Jahrhunderts.

REGISSEURIN: JANNA JI WONDERS
1978 in Mill Valley, Kalifornien, geboren. Sie studierte an der Hochschule für Fernsehen und Film in München, wo sie zahlreiche Musikvideos, Kurz- und Dokumentarfilme drehte. Ihre Filme wurden auf internationalen Festivals gezeigt. Dazu gehören die Hip-Hop-Dokumentation Bling Bling (2001) und Street Punk Moscow (2005) über junge Punks in Russland. Mit ihrer Band YA-HA veröffentlichte sie ein Debütalbum. Ihr Kurzfilm I Remember (2015) wurde für die Berlinale ausgewählt und das Projekt “Walchensee Forever” erhielt auf demselben Festival den Preis “Made in Germany”, wo es nach der Fertigstellung 2020 uraufgeführt wurde und den Kompass-Perspektive-Preis gewann. Im Januar 2020 wurde er mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet.

HAUS-KINO 2021
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