Retrospektive Jeanine Meerapfel: Kino im Zeiten des des Umbruchs

Online-Filmreihe
Reisen, Freundschaften, Abgelegenheit. Die Filme von Jeanine Meerapfel verkehren* zwischen zwei Kontinenten, erzählen Geschichten über intime und geschwisterliche Beziehungen, rufen Gefühle wach, die uns menschlich machen, und prangern die institutionelle Gewalt während der Militärdiktatur in Argentinien an.
Ab dem 8. August werden in Argentinien, Uruguay, Chile und Paraguay vier bedeutende Filme von der argentinisch-deutschen Filmemacherin Jeanine Meerapfel gezeigt. Auf Spanisch, kostenlos und online auf Goethe on Demand, der Streaming-Plattform des Goethe-Instituts: „Desembarcos”, „La amiga”, „Amigomío” und „El amigo alemán”.

Programm

  • Montag 8/8 bis Sonntag 14/8: Desembarcos
  • Montag 5/9 bis Sonntag 11/9: La amiga
  • Montag 10/10 bis Sonntag 16/10: Amigomio
  • Montag 07/11 bis Sonntag 13/11: Der deutsche Freund

>> Goethe on Demand — Jeanine Meerapfel

Desembarcos – Es gibt kein Vergessen

Argentinien/ Deutschland, w/s, 74 Min., 1986-1989

Jeanine Meerapfel in Zusammenarbeit mit INCAA und dem Goethe-Institut

Mit: Alcides Chiesa, Laura Couto, Ana Feldman, Beatriz Couto, Madres de Plaza de Mayo, Eduardo Safigueroa

Montag 8/8 bis Sonntag 14/8 | Goethe on Demand — Jeanine Meerapfel

Inhalt
Zehntausende von Menschen sind zwischen 1976 und 1982 in Argentinien durch die Militärs verschleppt, gefoltert, ermordet worden. Wie geht man mit dieser Vergangenheit heute in Argentinien um? Sollen die Wunden zugedeckt werden? Der äußere Anlass für diesen Film ist ein Regie-Workshop in Buenos Aires, veranstaltet vom INCAA und Goethe-Institut, geleitet von Jeanine Meerapfel. Drei Gruppen von Filmstudenten realisieren ihre eigenen Drehbücher. Das vorgegebene Thema war “Angst” und die Projekte handelten von der Angst, die nach der Militärdiktatur in Argentinien geblieben ist: Angst vor Repression, Folter, Exil, hauptsächlich Angst vor dem gesetzlich verordneten Vergessen. Während des Seminars tauchten Zweifel und Fragen auf. Wozu erinnern? Ist es sinnvoll immer wieder über Vergangenheit zu berichten? Der Film zeigt, wie sich die offenen Wunden der argentinischen Gesellschaft in den jungen Filmemachern spiegeln. Er dokumentiert die Verzweiflung darüber, dass sich die Vergangenheit wiederholen könnte. Er dokumentiert aber auch die Hoffnung dieser Gruppe Jugendlicher, die ihre Identität im Erinnern finden wollen.

La amiga
Argentinien/ Deutschland, w/s, 109 Min, 1988

Mit: Liv Ullmann, Cipe Lincovsky, Federico Luppi, Victor Laplace, Harry Baer

Montag 5/9 bis Sonntag 11/9 | Goethe on Demand — Jeanine Meerapfel

Inhalt
Es ist die Geschichte einer engen und widersprüchlichen Freundschaft zweier Frauen vor dem Hintergrund der Militärdiktatur in Argentinien. Den Kinderschwur, Schauspielerin zu werden, hat nur Raquel verwirklicht. Maria heiratet einen Elektriker und wird Mutter dreier Kinder. Als die Militärs 1976 die Macht übernehmen, wird Marias ältester Sohn Carlos wie zahllose andere, verschleppt. In ihrer Verzweiflung wendet sich Maria an die inzwischen prominent gewordene Freundin, die sich solange mit ihr auf die Suche nach dem Sohn begibt, bis sie selbst bedroht wird. Raquel verläßt das Land, geht nach Berlin, in die Stadt, die ihre Eltern nach Hitlers Machtergreifung verlassen mußten. Maria schließt sich unterdessen den Müttern der Plaza de Mayo an, einer Gruppe argentinischer Frauen, alle auf der Suche nach ihren verschleppten Verwandten. Als sich die Freundinnen wieder begegnen, haben sich beide stark verändert. Raquel kehrt nach der Militärdiktatur 1983 nach Buenos Aires zurück. Sie ist ängstlich geworden, versucht sich anzupassen und zu vergessen. Sie will, daß ihre Freundin aufhört zu fordern, daß sie einsieht, daß Carlos tot ist. Aber Maria besteht darauf: ihr Sohn ist nicht tot, er ist “verschwunden”. Nichts soll vergessen werden, so daß sich nichts wiederholt.

Amigomío
Argentinien/ Deutschland, 114 Min., 1995

Mit: Daniel Kuzniecka, Diego Mesaglio, Atilio Veronelli

Montag 10/10 bis Sonntag 16/10 | Goethe on Demand — Jeanine Meerapfel

Inhalt
Amigomío schildert die Beziehung zwischen dem achtjährigen Amigomío und seinem Vater Carlos. Der dreißigjährige arbeitslose Akademiker hat sich vor kurzem von seiner Frau Negra getrennt. Plötzlich wird Negra vom Militär verschleppt. Vater und Sohn müssen Argentinien sofort verlassen. Eine abenteuerliche Reise durch die Anden beginnt. In ramponierten Zügen und überfüllten Bussen durchstreifen sie die karge Hochebene Boliviens, die 4000 Meter hoch gelegene Minenstadt Potosí, die subtropischen Wälder Ekuadors. Sie treffen auf seltsame Gestalten, auf Legenden und zeitlose Mythen der Indio-Kultur. 

Endlich in Quito angekommen, findet der Vater eine Anstellung bei einem deutschen Unternehmen. Er vermisst sein Land und Negra. Der kleine Amigomío, mit weniger Erinnerungen belastet, kann sich besser anpassen und wird im Laufe der Jahre ein echter Junge aus Quito. Er möchte Ekuadorianer sein, der Vater will Argentinier bleiben.

Der deutsche Freund
Argentinien/ Deutschland, 100 Min., 2012

Mit: Celeste Cid, Max Riemelt, Benjamin Sadler

Montag 7/11 bis Sonntag 13/11 | Goethe on Demand — Jeanine Meerapfel

Inhalt
Der Film erzählt die ungewöhnliche Liebesgeschichte von Sulamit und Friedrich, die sich während der Pubertät in den 50er Jahren in Buenos Aires kennen lernen. Eine Liebe, die vor dem Hintergrund der politischen Umwälzungen in Deutschland `68 und der Militärdiktatur in Argentinien ein Leben lang anhält.

Biografie Jeanine Meerapfel
Jeanine Meerapfel ist Filmemacherin, Drehbuchautorin und Produzentin. Sie lebt in Berlin.
In Buenos Aires geboren, besuchte sie dort die Journalistenschule und arbeitete anschließend in Argentinien als Redakteurin und freie Journalistin. Von 1964 bis 1968 studierte sie am Institut für Filmgestaltung der Ulmer Hochschule für Gestaltung bei Alexander Kluge und Edgar Reitz. 1980 drehte sie ihren ersten Spielfilm Malou. Es folgten zahlreiche prämierte Dokumentar- und Spielfilme wie Im Land meiner Eltern (1981), Amigomío (1995) u.v.a. Von 1990 bis 2008 war Jeanine Meerapfel Professorin im Bereich Film/Fernsehen an der Kunsthochschule für Medien Köln. Zu Beginn ihrer Tätigkeit in Köln leitete sie die Kunsthochschule als Sprecherin des Gründungsausschusses. 2008 erschien bei Neue Visionen Medien eine Werkausgabe ihrer Filme auf DVD. 2012 kam ihr Film Der deutsche Freund, eine argentinisch-deutsche Koproduktion, in die Kinos. 2015 produzierte sie den audiovisuellen Essay Confusion/ Diffusion zusammen mit Floros Floridis. Werkschauen ihrer Filme präsentierten zuletzt 2018 das Bundesplatz-Kino in Berlin und Anfang 2019 die Cinemateca de Cuba in Havanna. 2019 entstand auch, erneut in Zusammenarbeit mit Floros Floridis, der audiovisuelle Essay Moving Sand / Topos (mit Premiere am 29. Mai 2019 und nach weiteren internationalen Stationen der Wiederaufführung in der Akademie der Künste in Berlin am 9. November 2019) . Im Dezember 2019 war sie Präsidentin der Jury des 41. Festival Internacional del Nuevo Cine Latinoamericano in Havanna. Für ihre Erfolge als Filmemacherin und Autorin sowie ihren Einsatz für Menschenrechte, Meinungsfreiheit und die gleichberechtigte Vielfalt der Kulturen wurde sie 2020 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Jeanine Meerapfel ist seit 1998 Mitglied der Akademie der Künste, Sektion Film- und Medienkunst. Von 2012 bis 2015 war sie Stellvertretende Direktorin dieser Sektion. 2015 wurde sie zur Präsidentin der Akademie der Künste gewählt. Im Mai 2018 erfolgte die Wiederwahl.
Preise und Auszeichnungen (Auswahl): 1981 Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI in Cannes für Malou; 1985 Preis der deutschen Filmkritik für Die Kümmeltürkin geht; Bundesfilmpreis 1989 und argentinische Oscar-Nominierung für La Amiga; 2000 Künstlerinnenpreis des Landes Nordrhein-Westfalen; 2001 Spezialpreis beim argentinischen Festival Mar del Plata für Annas Sommer; 2012 Ehrenpreis für das Gesamtwerk beim Internationalen Filmfestival Innsbruck.
Auf dem Internationalen Filmfestival von Mar del Plata 2021 wurde sein neuester Film “Una mujer” vorgeführt, ein dokumentarischer Essay, der dieses Jahr in Argentinien seine Premiere haben wird.

Malena Filmproduktion GmbH & Co. KG

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